Endlich Sommer(feeling)!

Im Morgengrauen verließen wir die Marina in Lissabon ,um mit der Ebbströmung aus dem Tejo ausfahren zu können. Es war kaum Wind angesagt, allerdings gut 4 Meter Schwell aus Nordwest, der von Wintersturm Sabine auf dem Nordatlantik verursacht wurde. Was weiter nördlich in Nazaré für die besten Wellen des Jahres sorgte, führte zu ordentlichen Brechern auf den Sandbänken links und rechts der Flussmündung. Zum Glück war die Kartierung und Betonnung der Ausfahrt sehr genau, doch es ist schon ein komisches Gefühl, wenn in 400 Meter Abstand beidseits des Fahrwassers die auch sonst schon sehr steilen Wellen brechen. Da will man auf keinen Fall hineingeraten…

Wie immer sehen die Wellen auf den Fotos viel harmloser aus, als sie sich an Bord anfühlen.

Nach gut zwei Stunden Fahrt ließen wir den Fluss komplett hinter uns und genossen nun das stete Auf- und Ab der Seen, die Ahora mit einer Periode von 15 Sekunden sanft und kaum merklich auf und nieder bewegten. Der Wind war zwar schwach und kam genau von hinten, doch mit Schmetterling mit ausgebaumter Fock und Bullenstander am Groß machten wir immerhin um die drei Knoten Fahrt. Das Boot lag trotz Wind direkt von achtern erstaunlich stabil und die Segel schlugen kaum, sodass wir die Fahrt sehr genossen.

Sanftes Treiben mit 2-3 Knoten vor dem Wind
Wann immer es das Wetter zulässt, wird an Bord frisch gemahlener Kaffee serviert

Wir hatten überlegt, in Sines einen Zwischenstopp einzulegen, aber da wir dort sowieso erst nach Mitternacht angekommen wären entschlossen wir, bis nach Sagres durchzusegeln.

Die Nacht war ruhig und sternenklar, allerdings schlief der Wind immer weiter ein, sodass wir gegen 0200 Uhr die Maschine starteten. So motorten wir die zweite Hälfte der Strecke und rundeten gegen Mittag das Cabo de São Vincente. Somit hatten wir die raue Westküste Portugals hinter uns gelassen und die Südküste der Algarve lag vor uns.

Cabo de São Vincente. Dahinter wurde die See ruhig und das Wetter schön.

Zunächst gingen wir an eine Muringboje in Sagres und genossen ein ordentliches Mittagessen in einem Restaurant am Fischerhafen. Wir waren beide recht müde, sodass wir nur einen kurzen Spaziergang in die Stadt unternahmen und recht früh schlafen gingen.

Ab jetzt kommt das Dinghy wieder zum Einsatz!
Ein Sagres in Sagres. Prost!

Auf jeden Fall war es schön, das Dinghy, das die letzten Monate zusammengefaltet unter der Vorschiffskoje verbracht hatte, wieder in Betrieb zu nehmen. Hier an der Algarve sind die Distanzen kurz, und so werde ich es vermutlich größtenteils aufgeblasen auf dem Vordeck transportieren.

Am nächsten Morgen begrüßte uns die Sonne. Die Vorhersage inklusive 16-Tage-Trend sah so aus:

Endlich gutes Wetter!

Nach langen Regentagen in Porto, anstrengenden Trips in der Nordsee, im Englischen Kanal und im Atlantik war nun Zeit für Sommer(feeling) im Februar. Das hatte ich mir verdient!

Bei diesen Aussichten entschloss sich Tania, noch ein paar Tage länger an Bord zu bleiben, und so erkundeten wir ein wenig die Gegend um Lagos und Portimão. Aufgrund des ausgeprägten Hochdrucksgebiets waren die Winde sehr schwach und Wellen kaum vorhanden. Segeln ging aber trotzdem prima, da tagsüber regelmäßig ein thermischer Landwind mit 2-3 Windstärken einsetzte, sodass man gemütlich mit Halbwindkurs die Küste auf- und absegeln konnte.

Chilliges Segeln entlang der Küste. Endlich T-Shirt-Wetter!

Neben einem kurzen Aufenthalt in der Marina in Lagos ankerten wir in Portimão und Alvor, beides sehr empfehlenswerte Ankerplätze.

Schöne Felsformationen voller Höhlen und Grotten

Auch wenn an der Algarve noch absolute Nebensaison ist, merkt man trotzdem, dass hier der Tourismus deutlich stärker ausgeprägt ist als im Norden Portugals. Viele Kellner in den Cafés sind Ausländer und sprechen teilweise nicht einmal Portugiesisch. Schade, dabei hatte ich doch extra die Sprache gelernt. Auch gibt es sehr viele Wohnmobile auf den Strandparkplätzen. In der Regel Leute, die dem kalten Winter in Nordeuropa entfliehen wollen. Naja, wer will es ihnen verdenken. Ich habe es ja genauso gemacht.

Die Ankerbucht von Alvor hat das Potenzial, mein neuer Lieblingsplatz hier zu werden…

Ein echter Wermutstropfen an dieser ansonsten sehr schönen Küste ist jedoch die teilweise sehr hässliche Bebauung mit Hotel- und Apartmentanlagen. Insbesondere in Portimão hätte man ein wenig behutsamer planen können. Zum Glück stören die Hochhäuser die Sicht vom Ankerplatz nicht allzu sehr.

Ben und Elena kamen zu Besuch. Die Tragkraft meines Mini-Dinghys ist schon erstaunlich. Nächste Woche werden sie die Marianne auch hierher bringen.

Am Sonntagabend verholten wir uns in die Marina von Alvor, wo ich Tania verabschiedete. Vielen Dank für deine Begleitung Tania, es hat viel Spaß gemacht mit dir zu segeln!

Ab jetzt geht es wieder alleine weiter. Ich freue mich schon, diese schöne Gegend genauer zu erkunden!

All is well!

Jan

Danke Tania! Komm mich mal mal wieder besuchen an Bord!

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6 comments
Stephan Piel says 26. Februar 2020

Hi Jan, beim Lesen Deiner letzten Beiträge hatte ich Schüttelfrost. So schön geschrieben und das vermittelte Lebensgefühl… unbezahlbar! Alles richtig gemacht! Weiter so! herzlich, Stephan

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    Jan says 26. Februar 2020

    Danke 🙂 Jetzt genieße ich erstmal die Sonne (und die vollen Batterien durch die Solarpanels)…
    Jan

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      Stephan Piel says 29. Februar 2020

      in den Breiten sollte genug Sonne für die Akkus rein kommen…

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Peter Fuchs says 3. März 2020

Hy Jan, ich war jetzt im Feber auch in der Marina in Lagos, schade das wir uns nicht getroffen haben, bin zZt wieder in Österreich und im April für eine Woche in Lagos und starte dann mitte Mai von Lagos –> Mittelmeer, Weiter Gute Fahrt.

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    Jan says 3. März 2020

    Hallo Peter,
    ich werde sicherlich eine Weile hier an der Algarve bleiben. Sag Bescheid wenn du hier bist, vielleicht sieht man sich ja im April…
    Liebe Grüße nach Österreich
    Jan

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Claudia Markert says 21. März 2020

Bellissimo!!!
Auguri per il cielo, il mare e la gioia di essere inmersi nella inmensita!

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