Ab nach Ibiza!

Nachdem mein Bruder Tom die Heimreise angetreten hatte, war ich nun wieder allein an Bord. Lange hielt es mich nicht in Alicante, und ich freute mich auf die Balearischen Inseln, wo ich endlich geschützte Ankerbuchten zu finden hoffte.

Weiter geht’s. Ab jetzt bin ich wieder einhand unterwegs.

Leider ließ der Wind – typisch für den Sommer im Mittelmeer – doch arg zu wünschen übrig. Immerhin konnte ich ein bisschen segeln auf dem Weg zum Zwischenstopp in Calpe. Dort blieb ich zwei Nächte vor Anker und erklomm den beeindruckenden Felsen, der die Bucht überragt.

Leider kaum Wind. Aber auf dem Vordeck lässt es sich gut aushalten, während der Pinnenpilot seinen Dienst verrichtet.
Der massive Felsen bei Calpé schreit geradezu danach, erklommen zu werden.
So sieht es dann von oben aus. Ahora ist nicht mehr als ein Pünktchen auf dem Wasser…

Nachdem ich meine Klettertour hinter mir hatte, ging es am nächsten Tage endlich auf nach Ibiza! Schon vor Sonnenaufgang lichtete ich den Anker für die 60 Seemeilen Überfahrt. Diesmal hatte ich Glück und konnte einen guten Teil der Strecke segeln, bevor auf den letzten Meilen der Wind abflaute. Trotzdem kam ich dann – jetzt unter Maschine – genau passend zum Sonnenuntergang in einer Bucht nahe Sant Antoni an.

Aufbruch im Morgengrauen…
Unterwegs hatte ich eine ziemlich nahe Begegnung mit diesem Autofrachter. Auf meinen Funkspruch hat er nicht reagiert. Zum Glück noch mal gut gegangen…
Perfektes Timing. So konnte ich die erste Ankerbucht auf der Insel noch im Hellen anlaufen.

Hier auf Ibiza war das Wasser in der Tat noch einmal klarer als an der Küste am Festland, und so genoss ich das schöne Wetter und das Schwimmen um das Boot herum.

Ich blieb ein paar Tage in der Gegend um Sant Antoni, aber so richtig konnte mich der Ort nicht überzeugen. In normalen Zeiten ist hier eine Hochburg der Party-Szene, aber durch die Corona-Pandemie wirkte der Ort seltsam ausgestorben. Und so machte ich mich bald auf den Weg, die Nordseite der Insel zu erkunden.

In Sant-Antoni habe ich Andi getroffen, der auf seinem extrem coolen selbstgebauten Wharram-Katamaran lebt.
…und der im Gegenzug auch ein schönes Bild von ahora und mir machte.

Hier fand ich wirklich wunderbare Ankerbuchten. Es war zwar relativ viel los, aber zum Glück gab es eigentlich immer noch ein Plätzchen, wo ich meinen Anker werfen konnte. Ein Nachbar in der Ankerbucht erzählte mir, dass es diesen Sommer wegen Corona in den Buchten extrem leer wäre. Also alles richtig gemacht, dieses Jahr für meine Tour das Mittelmeer gewählt zu haben. Leer stelle ich mir allerdings doch irgendwie anders vor. Keine Ahnung, wie es hier wohl in normalen Sommern aussehen würde…

So eine Traumbucht ist auch auf Ibiza selten. Ich hatte sie ganz für mich allein, allerdings habe ich dem felsigen Ankergrund nicht recht getraut, sodass es bei einem kurzen Zwischenstopp am Nachmittag blieb.
Aber auch in anderen Buchten ist das Wasser einfach phantastisch. Links sieht man den Schatten von ahora und dem Dinghy in 7 Meter Wassertiefe.
Leider muss man sich die Buchten hin und wieder mit solchen Nachbarn teilen. Abgesehen von der lauten Musik am Abend lief die ganze Nacht über der Generator, und durch meine Fenster wurde meine Kabinendecke wunderschön blau beleuchtet. Schon verrückt, wie weit die Definitionen von einer ruhigen Nacht vor Anker doch auseinander gehen…

Die Winde waren leider, wie fürs Mittelmeer typisch, recht unbeständig. Aber da ich ja keinen Zeitdruck hatte, wartete ich für längere Strecken auf den passenden Wind und nutzte den Motor eigentlich nur, um mich bei Flaute in Nachbarbuchten zu verholen.

Ab und zu gibt es auch mal perfekte Bedingungen zum Segeln. Die habe ich, wann immer möglich, genutzt für größere Schläge zwischen den Ankerbuchten!

Allerdings ist auch das Mittelmeer nicht zu unterschätzen, und ich musste einen Sturm mit Böen bis Stärke 9 abwettern.

Böen von 9 Beaufort gemessen an Deck fühlen sich ganz schön heftig an…

Zum Glück hielt mein leicht überdimensionierter CQR-Anker gut. Im Gegensatz zu dem meines französischen Nachbarn, der immer weiter in Richtung Felsen driftete. Ich bin dann im Sturm mit dem Dinghy rüber gefahren und habe ihm geholfen, seinen Anker neu zu setzen. Eine ziemlich nasse Angelegenheit, darum gibt es keine Fotos. Aber gut zu wissen, dass ich mit Dinghy und dem kleinen Außenborder auch bei solchen Bedingungen gegenan komme.

Kurz vor der Rettungsaktion…

Mir gefiel Ibiza insgesamt ziemlich gut. Doch nachdem ich auch Ibiza Stadt für ein paar Tage einen Besuch abgestattet und dort ein wenig im Café gearbeitet hatte, zog es mich weiter nach Mallorca.

Vorher ankerte ich aber noch für eine Nacht in einer winzigen Bucht, die ich ganz für mich alleine hatte. Ein Großteil des Grundes war mit Seegras bewachsen, das ich auf keine Fall mit meinem Anker zerstören wollte. Aber in der Mitte gab es einen kleinen sandigen Patch, sodass gleich meine neu erworbene Schnorchelausrüstung bei einem Präzisionsankermanöver zum Einsatz kam.

In diesem Fall ist Ankern echte Handarbeit… 🙂
Viel flacher hätte die Bucht aber auch nicht sein dürfen. Ein cooles Gefühl, zwischen Boot und Seegras langzutauchen.
Ich hatte die Bucht ganz für mich allein. Mit einer Heckleine habe ich zusätzlich an einer Boje festgemacht, um ein Schwoien um den Anker zu verhindern. So wird das Seegras nicht von der Kette platt gemacht, und als positiver Nebeneffekt kommt so der Schwell von vorne und das Boot liegt ruhiger.

Die Windvorhersage passte gut, sodass ich Anfang September den Anker lichtete, um weiter nach Osten zu segeln. Mallorca, ich komme! Der Süden von Ibiza und Formentera werden wohl oder übel bis zu meinem nächsten Besuch warten müssen…

All is well

Jan

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