Mallorca

In Deutschland ist Mallorca als „Partyinsel“ verschrien, ähnlich wie Ibiza bei den Briten und Cancun bei den Amerikanern. Aufgrund dieses Klischees hatte es mich bisher nie dorthin gezogen, obwohl ich eigentlich von Freunden auch viel Gutes gehört hatte.

Während der gut 6 Wochen, die ich auf Mallorca verbrachte, hatte ich genug Zeit, den Süden und Osten der Insel zu erkunden. Norden und Westen sind beim nächsten Besuch dran.

Aber laut Mark Twain ist Reisen ja tödlich für Vorurteile, und das ist auch einer der Gründe, warum ich überhaupt unterwegs bin. Darum war ich gespannt, mir endlich selber ein Bild von der Insel machen zu können. Und ich wurde nicht enttäuscht. In den anderthalb Monaten auf Mallorca von Anfang September bis Mitte Oktober durfte ich eine wunderschöne und extrem vielseitige Insel kennen lernen.

ahora gemeinsam mit ein paar anderen Booten in einer Bucht im Osten der Insel…
…und in der Nähe von Palma Nova in der Bucht von Palma.

Traumhafte Ankerbuchten mit kristallklarem Wasser, wunderschöne Natur zum Wandern und auch die Stadt Palma hat mir extrem gut gefallen. Die Corona-Zahlen auf Mallorca waren in diesem Sommer zwar relativ hoch, aber stabil.

Höhlen und Felsformationen im Osten…
…laden zur Erkundung mit dem Dinghy ein
Die Investition in das Schnorchel-Equipment…
…hat sich definitiv gelohnt.
Auch wenn man diesen Kreaturen nicht zu nahe kommen sollte (wie ich etwas schmerzhaft am eigenen Leib erfuhr…)

Aufgrund der Pandemie war die Insel stellenweise gespenstisch leer, und gerade in Orten wie Santa Ponsa waren die meisten Hotels und Restaurants verrammelt, obwohl es erst Anfang September war. Was in Santa Ponsa eher deprimierend wirkte, war in Palma ein Segen. Die Stadt, die sonst vor Touristen überquillt, war nunmehr hauptsächlich von den normalen Einwohnern bevölkert. Freunde, die dort leben, genossen es sichtlich, die Stadt einmal für sich zu haben, auch wenn die Situation natürlich für die lokale Tourismuswirtschaft eine Katastrophe ist.

Palma ganz ohne Touristen. Eine wirklich schöne Stadt, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe.

A propos Freunde: Ich traf auf Mallorca nicht nur Micha wieder, der dort gerade sein neues Boot flott macht, sondern auch Freunde aus Konstanzer Zeiten und ein ehemaliges Crewmitglied der Bark Europa, mit der ich vor knapp 12 Jahren in die Antarktis gesegelt bin. Wie schön, überall auf der Welt Freunde zu haben! 🙂

„McGyver“ Micha, den ich noch aus Porto und vom Lockdown an der Algarve kenne

Aber ich lernte auch ein paar neue Freunde kennen: Lars & Alex auf ihrer wunderschönen Tayana 37 „Navika„, die Crew von der Northern Shadow und Lena, Andi und Nalu von „free like a boat„. Es ist toll zu sehen, dass es noch mehr junge Leute gibt, die sich für ein Leben an Bord entschieden haben.

Alex und Lars von der Navika
…und Lena, Andy und Nalu, die sympathische deutsche Seglerfamilie, die mich in Alcúdia sehr willkommen hieß!

Auch wenn das Wasser noch sehr warm war und es viele sonnige Tage gab, so merkte man doch, dass es Herbst wurde. Gegen Ende September zog fast wöchentlich entweder eine Front mit Starkwind aus West über die Insel oder es blies der Mistral aus Ost. Das bedeutete für mich, dass ich häufig meinen Ankerplatz wechseln musste und teilweise extremen Schwell vor Anker hatte.

Alle paar Tage zwang das Wetter zum „Umzug“…
…was zum Glück in der Regel immer klappte. Aber auch ein wenig anstrengend wurde auf Dauer.

Selbst an Orten wie Porto Colom, wo ich an einer Boje einen Sturm abwettern wollte und eigentlich 360 Grad Schutz vor Schwell erwartet hatte, wurden die Wellen derart von den Felsen reflektiert, dass teilweise 1,5 Meter steile Welle von querab stand. Absolut unmöglich bei den Zuständen zu schlafen…

Extremer Seegang am eigentlich geschützten Ankerplatz in Porto Colom

Ich war seit meiner Abfahrt in Alicante Mitte August nicht mehr in einem Hafen gewesen, aber nun war es Mitte Oktober und die Nebensaison-Preise waren selbst auf Mallorca bezahlbar, sodass ich mir in Port de Pollença im Norden der Insel ein paar Hafentage gönnte. Doch es war auch klar, dass ich nicht den Winter auf Mallorca verbringen wollte.

Herbstlicher Sonnenuntergang in Alcúdia…
…und Abendstimmung in Port de Pollença.

Doch bis nach Griechenland, was ich eigentlich ins Auge gefasst hatte, war es noch verdammt weit. Und ich wollte unbedingt an meinem neuen Projekt arbeiten (dazu später mehr…)

Da kam die Idee, den Winter über in Spanien zu bleiben (was ich eigentlich wegen der teuren Hafengebühren verworfen hatte) gerade recht: Eine Bekannte hatte mir vom Port Olimpic in Barcelona vorgeschwärmt, wo sie seit zwei Jahren an Bord lebt. Die Preise dort sind sehr human und Barcelona hat mir bei einem Besuch vor 10 Jahren sehr gut gefallen. Also fasste ich den Plan, beim nächsten passenden Wetterfenster zurück zum spanischen Festland zu segeln. Dazu mehr im nächsten Beitrag.

Mallorca war aber auf jeden Fall einen Besuch wert, und ich bin sicher, dass dies nicht mein letztes Mal auf der Insel war!

All is well

Jan

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