Zurück im Segel-Modus

Nach fast 8 Monaten im Hafen in Barcelona geht es endlich weiter! Ende Juni warf ich die Leinen los und tauschte mein Stadtleben wieder gegen ein Leben vor Anker.

Vorher gab es allerdings noch einiges zu tun: Unter anderem wurde die Wasserpumpe der Maschine überholt, Dieselfilter und Dieselpumpe getauscht und ein Leck an der Einspritzpumpe geschlossen. Jetzt schnurrt der alte Diesel wieder wie neu und tut das hoffentlich auch noch für ein paar weitere Jahre. Bei den Arbeiten half mir Alex, ein Maschinenbauer und der Bruder eines Freundes aus Barcelona. Vielen Dank dafür!

Zur Belohnung nach getaner Arbeit gab es dann ein Sonnenuntergangs-Dinner-Testsegeln inklusive Schwimmen mit Delfinen. Und das direkt vor meinem Heimathafen Port Olímpic!

Zwei Tage später ging es dann endgültig los. Es schwingt auch immer ein bisschen Wehmut mit, wenn man einen lieb gewonnenen Ort verlässt und sich von den vielen netten Menschen, die über die Zeit zu Freunden geworden sind, verabschieden muss. Ich hatte eine tolle Zeit in Barcelona und werde bestimmt irgendwann einmal wiederkommen. Doch erstmal geht es auf zu neuen Ufern. Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! (nach Hermann Hesse)

Da ich keine Eile hatte, nutzte ich die 4 Stunden Seewind aus, um bis Arenys de Mar zu segeln. Ich mache mir mittlerweile einen Sport daraus, die Maschine, nur wenn es absolut nötig ist (also hauptsächlich für Hafeneinfahrten), zu nutzen. Ansonsten richte ich mich nach dem Wind. Ist er günstig, wird gesegelt. Wenn nicht, suche ich mir einen Hafen in der Nähe oder eine Ankerbucht.

Schönes Segeln entlang der Küste Richtung Nordwesten.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiter, allerdings ist mir dann etwas ziemlich blödes passiert. Bevor ich mich in die Koje verholen wollte, habe ich „noch schnell“ ein Sicherheits-Update für den Klabauter-Shop gestartet. Und dummerweise nicht vorher kontrolliert, ob mein Backup-Script auch wirklich funktioniert. Das tat es leider nicht.

Als Ergebnis war der Shop offline und nichts ging mehr. So habe ich mir dann die komplette Nacht um die Ohren geschlagen, um irgendwie das Problem zu finden. Leider erfolglos. Zum Glück konnte ich dann am nächsten Nachmittag ein Update von meinem Webhoster einspielen.

So hatte ich mir meinen ersten Tag unterwegs nicht vorgestellt. Aber ich habe was daraus gelernt, und jetzt läuft zum Glück wieder alles reibungslos. A propos Klabauter-Shop, hier kommt ein kleines Business-Update für die, die es interessiert. Für alle anderen: einfach weiter unten weiterlesen.

Im letzten Blogpost hatte ich ja die Frage aufgeworfen, wie es weitergehen soll mit meinem Shop. Als Reaktion auf diesen Post habe ich sehr viele Zuschriften mit Tipps und Ratschlägen bekommen, die mir sehr weitergeholfen haben. Vielen Dank an alle "Tipp-Geber", es ist wirklich super, ein so großes und hilfsbereites Netzwerk zu haben!

Abgesehen von den Ratschlägen, haben sich mehrere Leute bei mir gemeldet, die mich gerne als Mini-Jobber im Klabauter-Shop unterstützen wollen. Leider kann ich im Moment bloß eine Person beschäftigen. Das ist nun Matthias, der gerade sein Studium abgeschlossen hat und gemeinsam mit seiner Freundin Luisa ebenfalls auf einem Boot lebt. Er ist im Moment in Portugal an der Algarve, genau dort wo ich vor einem Jahr war.

Wir haben uns beim Kennenlernen über Skype auf Anhieb gut verstanden, und so kommt es, dass der Klabauter-Shop ab jetzt kein 1-Mann-Unternehmen mehr ist, sondern ein 1,5-Mann-Unternehmen. Matthias macht einen super Job im Kundenservice, und schon in den ersten Wochen war das eine spürbare Entlastung für mich. 

Und was mich besonders an der Sache freut, ist, dass ich mit dem Shop jetzt einem weiteren Segler helfen kann, seine Bordkasse unterwegs aufzubessern. Wer mag, kann Matthias und Luisa in ihrem Blog und auf YouTube folgen.

Auch bei BoatHowTo gibt es Neuigkeiten: Ich habe in Barcelona die letzten Videos aufgenommen, und man kann unseren ersten Online-Kurs nun offiziell erwerben: Boat Electrics 101

Es gibt natürlich noch einiges zu tun: Updates bei einigen Videos, Kundenfragen beantworten und so weiter. Aber ich bin froh, den Kurs fertiggestellt zu haben und extrem stolz, was das Ergebnis angeht!
Endlich online: Boat Electrics 101

So, aber nun aber genug vom Geschäftlichen und zurück zum Segeln:

Nachdem ich den Shop repariert hatte, ging es schließlich weiter die Küste entlang Richtung Nordwesten. Leider gibt es an der südlichen Costa Brava wenige geschützte Buchten, aber eine fand ich trotzdem und dort genoss ich dann auch für zwei Tage das Leben vor Anker.

Für’s Wochenende kam mich noch Roman, der Freund mit dem Maschinenbau-Bruder besuchen. Die beiden Brüder sind Experten was 3D-Druck angeht und haben eine Menge Ideen für den Einsatz von 3D-Gedrucktem auf Booten.

Roman ist auch als digitaler Nomade unterwegs und scheint auf den Geschmack der Work-Sail-Balance zu kommen…

Roman hat dann auch gleich mal einen Prototypen für einen neuen Gashebel-Griff und Klabauter-Klammern für meine Reling mitgebracht. Die Form passt, jetzt müssen wir noch überlegen, welcher Kunststoff (kompostierbar?) sich am besten eignet. Was das Material angeht, sind bei professionellen Druckern kaum noch Grenzen gesetzt, sogar Gold wäre möglich. Ist mir aber ein bisschen teuer für meinen Gashebel…

Nach einem entspannten Wochenende mit Roman ging es weiter für mich Richtung Cadaqués. Dort wollte ich Laura und Nathan treffen, zwei Freunde aus Barcelona, die gerade dort vor Anker lagen. Die beiden arbeiten übrigens auch an einem extrem spannenden Projekt: die nächste Vendee-Globe Kampagne von Didac Costa.

Downwind-Run nach Cadaqués

Der Wind war perfekt aus Süden, und so machte ich mich nur unter Genua und platt vor dem Wind auf den Weg. Nachdem es zunächst recht entspannt zuging, frischte der Wind schnell auf bis auf gut 6 Beaufort. So wurde das Ganze eine schnelle Reise und ich brauchte nur 5,5 Stunden für die 30 Seemeilen.

Aufgrund der geschützteren Lage bei Südwind nahm ich mir eine Boje in Port Lligat, einer Bucht nördlich von Cadaqués und direkt vor dem Wohnhaus von Salvador Dalí.

Am nächsten Tag verholte ich mich nach Cadaqués und blieb dort 4 Nächte. Dieser Ort ist irgendwie magisch. Keine hässlichen Hochhäuser wie an vielen anderen Teilen der spanischen Küste, wunderschöne kleine Gässchen, Kunstgalerien und gemütliche Cafés. Allerdings ist der Spaß mit 50€ pro Nacht für eine Boje (!) auch nicht ganz billig. Mittelmeer halt…

Neben Laura und Nathan traf ich auch Meri, eine alte Freundin, die ich vor 12 Jahren in San Francisco kennen gelernt hatte und die im Dorf nebenan wohnt. Wie klein die Welt doch ist! Und wie schön, dass man über soziale Medien in Kontakt bleiben kann. Ich habe schon so viele alte Freunde und Bekannte auf meiner Reise getroffen.

Gerade warte ich auf meine Vater, der heute Abend eingeflogen kommt. Gemeinsam wollen wir Richtung Marseille segeln. Ich freue mich sehr, ihn wieder als Crew dabei zu haben. Als wir vor zwei Jahren gemeinsam um die Bretagne gesegelt sind, waren wir ein sehr gutes Team. Und ein bisschen Vater-Sohn-Zeit ist ja auch eine feine Sache.

All is well

Jan

P.S.: Ein Grund, warum ich möglichst schnell nach Frankreich kommen möchte, sind die Corona-Zahlen in Katalonien, die gerade extrem nach oben schnellen. Nicht, dass nachher noch die Grenzen geschlossen werden. Frisch (negativ) getestet bin ich schon, und der Mistral soll Pause machen am Wochenende. Also nichts wie los, quer über den Golfe du Lion! Ich hoffe, mich in Frankreich impfen lassen zu können, um wieder entspannter und ohne die aufwendige Testerei reisen zu können.

Den größten Teil dieses Blogposts habe ich übrigens hier geschrieben. Es gibt schlimmere „Arbeitsplätze“… 🙂

Leave a Comment: