Eigentlich wollte ich ja im nächsten Blogpost über die Schönheit der Landschaft hier an der Algarve berichten. Doch aufgrund der aktuellen Nachrichten bezüglich der Corona-Krise schreibe ich stattdessen einen kleinen Bericht über die Situation an Bord.
Ich liege aktuell an der Algarve vor Anker, und zwar in der Lagune von Faro und Olhão. So wie sich die Situation in den letzten Tagen verschärft hat, bin ich eigentlich recht froh mit meiner aktuellen Lage. Ich kann mit dem Dinghy an Land, um die wichtigsten Besorgungen zu machen und Frischwasser für die Tanks aufzufüllen. Und es gibt schlimmere Orte als diesen, um den weiteren Verlauf der Krise abzuwarten.
Die bisherige Entwicklung in Portugal
Noch vor 4 Tagen, als in den Nachrichten aus Deutschland schon von Hamsterkäufen berichtet wurde, war hier in Portugal noch absolut nichts zu merken. Die Leute saßen wie immer in den Cafés und Bars und das Virus schien sehr weit weg zu sein.
Doch als Portugal vorgestern zunächst den Alarmzustand ausgerufen hat und nun voraussichtlich der nationale Notstand ansteht, scheinen auch die Portugiesen aufgewacht zu sein. Zumindest sieht man nun kaum jemand in den Restaurants; die Straßen von Faro und auch die auf der Ilha Culatra wirken wie ausgestorben, und in den Supermärkten sind einige Lebensmittel nicht mehr zu bekommen.
Isoliert am Ankerplatz
In diesen Zeiten, in denen allgemein empfohlen wird, sich zu isolieren, ist ein Boot vor Anker wahrscheinlich einer der besten Orte, um sich an die Empfehlung zu halten. Zumindest was die Grundversorgung angeht, kann man hier nämlich sehr gut ohne viel Kontakt nach außen zurechtkommen.
Mein Strom kommt aus meinen Solarpanelen an Deck, die dafür sorgen, dass Handy, Laptop, aber auch Kühlschrank und Lampen betriebsbereit bleiben. Bei dem aktuell schönen Wetter muss ich mir also keine Sorgen machen, und selbst bei bewölktem Himmel liefern die Zellen genug Strom, um den Grundbedarf zu decken.
Zum Glück ist es hier im Süden Portugals auch im Winter recht warm, sodass ich die Dieselheizung, wenn überhaupt, nur selten brauche. Die 60 Liter Diesel im Tank verwende ich sowieso lieber als Reserve für den Motor, falls ich doch mal irgendwohin müsste.
Mein Frischwasser habe ich in einem 60-Liter-Tank, den ich normalerweise zum Kochen, Zähneputzen, Händewaschen und Nachspülen verwende. Beim Händewaschen und Spülen bin ich jetzt aber auf Salzwasser umgestiegen, um den Tank nicht so oft nachfüllen zu müssen. Und für die Körperwäsche sowieso, bei schönem Wetter hüpfe ich einfach kurz über Bord oder gehe am Strand schwimmen.
Zum Trinken verwende ich Wasser in 5-Liter-Plastikflaschen, die ich, wann immer möglich, an einem Wasserhahn auffülle. Mit den Flaschen und weiteren Kanistern werde ich auch demnächst meinen Frischwassertank füllen, der nach zwei Wochen langsam leer wird. Am Dinghidock in Faro gibt es Wasserschläuche. Im Zweifel gäbe es die Flaschen aber auch gefüllt für 80 Cent das Stück im Supermarkt.
Apropos Supermarkt: Aktuell gehe ich nicht davon aus, dass die Supermärkte schließen werden, aber notfalls habe ich auf meinem Boot sowieso eine relativ große Menge an haltbaren Lebensmitteln, sodass ich auch zwei bis drei Wochen ohne Einkaufen auskommen könnte.
Abwarten und Tee trinken…
Bisher ist die Lage am Ankerplatz vor der Ilha Culatra recht entspannt. Es gibt eine kleine Community an Seglern, mit denen man sich austauschen kann und bei denen ich das Ansteckungsrisiko für recht gering halte (da eben alle recht isoliert auf ihren Booten leben).
Trotzdem halte ich mich ab jetzt zunehmend von anderen Menschen fern und verzichte auch auf meine geliebten Café- und Restaurantbesuche. Meine monatlichen Ausgaben werden durch diese Lebensweise auf jeden Fall deutlich reduziert: Ich schätze auf weniger als die Hälfte. Immerhin fallen Hafengebühren und der Luxus des Essengehens weg.
Auf der Einkommensseite wird sich zeigen, wie sich die Sache entwickelt. Aktuell sind bei meinem Großhändler zum Glück noch alle gesund und bisher gab es auch kaum Schwierigkeiten mit Lieferungen. Trotzdem rechne ich damit, dass es zu Umsatzeinbußen im Klabauter-Shop kommen wird. Doch im Vergleich zu anderen Branchen geht es mir da wohl noch ziemlich gut…
Mit meinem Notfall-Polster werde ich also wohl eine ganze Weile hier durchhalten können, solange es noch Lebensmittel zu kaufen gibt. Ansonsten müsste ich wohl auf eine Muschel- und Fischdiät umsteigen. Das würde ich aber ganz gerne vermeiden.
Weiterfahrt erstmal nicht möglich
Ich werde aber tatsächlich voraussichtlich noch eine Weile hier bleiben müssen. Marokko hat alle Häfen dicht gemacht, das gleiche gilt für die Azoren und Madeira. Und nach Spanien bzw. auf die Kanaren will ich bei der aktuellen Lage dort sowieso nicht.
Was mir noch ein wenig im Nacken sitzt, ist der geplante Auszug aus meiner zwischenvermieteten Wohnung in Konstanz, für den ich eigentlich Ende April zurückfliegen wollte. Mal sehen, ob das möglich ist, oder ob ich mir da etwas anderes ausdenken muss…
Auf jeden Fall kann ich momentan sagen: Mir geht es gut hier und ich mache das Beste draus! Nämlich das Wetter genießen und am Strand spazieren gehen.
Allen Freunden und Verwandten und auch sonstigen Lesern dieses Textes: Ich wünsche euch, dass ihr gesund bleibt! Haltet Abstand und passt auf euch auf, sodass bald wieder normalere Verhältnisse eintreten…
Hi Jan.
Toller Artikel. Im pri zip sprichst Du uns aus der Seele. Wir „hängen leider noch in Monnickendam herum“ – mal schauen wann Corona uns weiterfahren lässt…
CU
Martin
Danke! Hoffe dir geht’s auch gut in Basel und hoffe vor allem, dass bald die Situation wieder so ist, dass du mal zu Besuch kommen kannst. Pass auf dich auf und bleib gesund!