Am Dienstagabend bekam die Ahora Crew (also ich) erneut Verstärkung: Nienke, die ich vor zwei Monaten in Friesland kennen gelernt hatte, kam für eine Woche zu Besuch an Bord. Wir hätten nicht gedacht, dass wir uns schon so früh wiedersehen würden und freuten uns auf ein paar schöne Segeltage in den Rìas Bajas.
Nachdem wir den Luxus des Schwimmstegs in Fisterra genutzt hatten, um Lebensmittel zu bunkern, machten wir uns auf den Weg Richtung Süden. Zunächst ließ der Wind, wie schon in den letzten Tagen, zu wünschen übrig, und nach einigen Versuchen zu segeln, die in rasanten Geschwindigkeiten von 0,2-0,4 Knoten resultierten, warfen wir für die ersten Meilen erneut die Maschine an.
Gegen Nachmittag frischte der Wind dann aber auf und wir konnten die zweite Hälfte der Strecke segeln. Als Ankerplatz hatten wir uns die Ensenada de San Francisco am Eingang der Rìa de Muros e Noia ausgesucht. Nachdem wir ein perfektes Ankermanöver unter Segeln gefahren hatten, ließen wir das Dinghy zu Wasser und machten uns auf, um den Monte Louro herum am nahegelegenen Kap zu wandern.
Hier zeigte sich
nochmals die Schönheit und auch Vielseitigkeit der Natur in
Galizien. Der felsige Hügel am Kap war nur spärlich bewaldet und
erinnerte eher an eine Gebirgsvegetation knapp unterhalb der
Baumgrenze.
Allerdings nur, wenn man den Blick nicht über den wunderschönen Sandstrand mit rauschender Brandung und die dahinter liegende Lagune schweifen ließ.
Galizien ist wirklich ein tolles Segelrevier, und ich würde eigentlich gerne mehr Zeit hier verbringen. Vor allem, weil man offensichtlich in der Nebensaison die schönsten Buchten und Ankerplätze ganz für sich haben kann. Doch es wird langsam merklich kühler und der Winter soll hier auch sehr regnerisch sein. Doch ich habe mir vorgenommen, irgendwann einmal mit mehr Zeit zurück zu kommen.
Am nächsten Tag hatten wir guten Nordwind und nutzten die Gelegenheit, ein wenig Strecke zu machen. Obwohl wir dadurch leider die nächsten beiden Rìas und auch die Isla Ons links liegen lassen mussten. Doch es war auch schön, mal wieder den Wind in den Segeln zu spüren. Der Wind war so günstig, dass wir ohne Motor von Ankerplatz zu Ankerplatz segeln konnten und die Maschine so einen wohlverdienten Tag Pause machen durfte.
Unterwegs
begleiteten uns Delfine, die spielerisch ums Boot schwammen und in
unserer Bugwelle surften. Wie immer ein tolles Erlebnis, ich kann
mich an diesen Tieren einfach nicht sattsehen.
Am späten
Nachmittag fiel der Anker am nördlichen Eingang der Ria de Vigo, und
zum ersten Mal seit langer Zeit waren wir nicht alleine vor Anker,
sondern teilten uns die weitläufige Bucht mit ein zwei anderen
Booten. Und ein paar Nudisten, die die letzten Strahlen der
Herbstsonne am Strand genossen.
Wir machten einen
kleinen Spaziergang am Strand und sammelten ein paar schöne
Muscheln.
Der nächste Tag begrüßte uns mit feuchtem Morgennebel und erst gegen Mittag klarte es auf. Da wieder einmal absolute Flaute herrschte, motorten wir die drei Meilen von unserem Ankerplatz bis zu den Islas Cies.
Ich kannte die Inseln bereits von einem Besuch mit der Bark Europa während der Tall Ship Races 2012 und freute mich, diesen tollen Ort noch einmal zu besuchen.
Kurz nachdem unser Anker in der traumhaften Bucht gefallen war, kam auch die Thula an, deren Crew ich in A Coruña kennen gelernt hatte und mit denen wir uns hier verabredet hatten. Die beiden hatten ein befreundetes Pärchen zu Gast, und so freuten wir uns auf ein gemeinsames Grillen am Abend.
Doch zunächst erkundeten Nienke und ich die äußerst abweschlsungsreiche Nordinsel. Neben dem Strand, der sich mit feinem Sand und kristallklarem, türkisem Wasser nicht vor Karibikstränden verstecken muss, gibt es auch hier wunderschöne Eukalyptus- und Kiefernwälder sowie beeindruckende Klippen auf der Westseite der Insel. Die perfekte Szenerie für einen Piratenfilm.
Die Inseln sind Teil des Nationalparks “Islas Atlanticas”, und man darf nur nach vorheriger Anmeldung dort ankern. Obwohl die Inseln in Sichtweite der großen Stadt Vigo liegen und auch mehrmals am Tag Fähren mit Touristen anlanden, fühlte sich dieser Ort nicht überlaufen an. Das liegt aber vielleicht auch an der Nebensaison.
Zum Sonnenuntergang hatten die Thula-Crew und wir die Insel dann wieder ganz für uns allein, und wir grillten unser Abendessen unter ein paar Kiefern in der Nähe der Lagune. Mit Blick auf das offene Meer und den Sonnenuntergang zur einen Seite und auf unsere Boote vor Anker auf der anderen. Schwer, so etwas noch zu toppen…
Am nächsten Tag wehte der Wind aus Süden, aber da wir nur knapp 10 Meilen von unserem Tagesziel, Bayona, entfernt waren, nutzten wir ihn trotzdem und kreuzten gegenan. Wir hatten uns für die Marina entschieden, um Schutz zu suchen vor der Kaltfront, die in der Nacht zum Sonntag durchziehen sollte. Außerdem war es ganz schön, mal wieder duschen zu können, frisches Gemüse einzukaufen und Dinghy und Außenborder mit Süßwasser zu spülen. Da die portugiesische Küste nur wenige geschützte Buchten aufweist, werde ich den nächsten Wochen voraussichtlich nicht ankern.
Die Marina war keine schlechte Idee, denn es pfiff in der Nacht ganz ordentlich in Böen bis 8 Beaufort. Vor Anker hätte das schnell ungemütlich werden können.
Wie häufig nach dem Durchzug einer Front war dann am Sonntag , dem Folgetag, absolute Flaute. Da aber ab Dienstag Starkwind aus Süden angesagt war und wir am Donnerstag in Porto sein wollten, bissen wir in den sauren Apfel und entschieden uns, mal wieder den Motor anzuschmeißen. Als Hafen für die Nacht bot sich Viana do Castelo an, das genau auf halber Strecke zwischen Bayona und Porto liegt.
Leider erwartete uns auf See eine ziemlich unangenehme Welle, die aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. Zudem begann es unterwegs wie aus Kübeln zu schütten, sodass wir völlig durchnässt und durchgefroren in Viana do Castelo ankamen.
Dort freuten wir uns auf eine heiße Dusche in der Marina. Doch leider gab es kein heißes Wasser, da die Gasflaschen für den Boiler leer waren. Na toll! Dann eben keine Dusche… Zum Glück habe ich eine Dieselheizung an Bord, sodass es unter Deck schnell kuschelig warm war und die durchnässten Klamotten zumindest ein wenig trockener werden konnten.
Die ganze Nacht hindurch schüttete es, während eine weitere, kleine Okklusionsfront durchzog. Es wird eindeutig Zeit, dass ich in wärmere Gefilde komme. Der Herbst ist anscheinend mittlerweile auch auf der Iberischen Halbinsel angekommen.
Am nächsten Morgen kam zum Glück die Sonne raus und die Welt sah schon ganz anders aus. Bevor wir uns auf den Weg für die letzte Etappe nach Porto machten, erkundeten wir noch kurz das Städtchen und frühstückten ausgiebig mit den für Portugal typischen Pastel de Nata. Lecker 🙂
Für diesen Tag waren Westwinde mit 3-4 Beaufort angesagt, allerdings in Böen bis 7 und Schauer. Bei aufmerksamem Segeln kein Problem für Ahora, und so machten wir uns auf in Richtung Süden. Hier kam mir sehr die Segelerfahrung Nienkes zugute, die ein unglaubliches Talent hat, vorherzusehen, ob eine Wolke Böen mitbringt oder nicht.
Mit großer Trefferquote sagte sie Sätze wie zum Beispiel: „Die Wolke da sieht nach heftigem Wind aus, lass uns das Groß bergen.“ Und zack, zwei Minuten später pfiff es mit 6-7 Beaufort und Ahora legte sich ordentlich auf die Backe. Die Genua, deren Schoten wir vorsichtshalber aus der Hand fuhren, ließ uns dahinrauschen mit bis zu 7,5 Knoten. Großartiges Segeln, wenn man konzentriert bei der Sache ist!
Zwischendurch bekamen wir Besuch von einer riesigen Delfinschule. Wir schätzten, dass zeitweise mindestens 30-40 Tiere unser Boot umkreisten und von einer Welle zur nächsten sprangen. So macht Segeln Spaß, und wir wurden angemessen entschädigt für den gestrigen Tag.
Wir hatten offensichtlich Glück, denn abgesehen von ein paar kleinen Regenschauern blieben wir weitgehend trocken. Die Crew der Thula, die einen Tag hinter uns war und somit ca. 30 Meilen weiter nördlich segelte berichtete von Böen bis Stärke 9 und Hagel. Gut, dass uns das erspart blieb.
Gegen Abend liefen wir dann in Porto ein (genauer gesagt in Leixoes, dem vorgelagerten Industriehafen der Stadt). Ich bin heilfroh, dass wir trotz Flaute und Regen am Sonntag losgefahren sind, denn am Mittwoch und Donnerstag hatten wir extremes Schietwetter in Porto mit Südwind bis 8 Beaufort und starkem Dauerregen.
Schön, dann in einem sicheren Hafen zu liegen. Die Marina hier ist unschlagbar preiswert, sodass ich wohl eine Weile hier bleiben werde, um ein wenig am Boot zu arbeiten und Porto zu erkunden. Außerdem will ich die Gelegenheit einer guten Fluganbindung für einen kurzen Heimaturlaub bei meiner Familie nutzen.
Schöner Einblick in die letzten Wochen deiner abenteuerlichen Reise. Geniess Porto und freu mich, wieder von dir zu lesen.
Liebe Grüsse aus Basel Manuela
Hallo Jan, nach Deinem heutigen Hinweis haben wir stundenlang Deinen Blog verschlungen! Nach 28 Jahren Familiensegeln ist was Du aus und mit dem Boot gemacht hast/machst Streicheln für meine Seele … hoffentlich lebe ich noch so lange, um die Postkarte aus Ushuaia zu bekommen . „Immer eine Handbreit Wasser im Eimer“! Manfred mit Karin und der Trixi-Crew
Wie schön von euch zu hören! Ich werde eure „Trixi“ weiter gut behandeln und wer weiß, wo die alte Dame mich noch so hinbringt. Für nächsten Winter peile ich zumindest mal die Karibik an… 🙂 Euch alles Gute und haltet mich auf dem Laufenden! Jan
waahh wie schön 🙂 – Delphine (kenn ich von so nah live nur vom Amazonas), Portugal – und in PORTO ***** , da war ich auch einige Male auf meinen Landreisen, insgesamt bestimmt an die 2 Wochen, hab bei nem jungen Politiker und ner Künstlerin mit im Haus gelebt, und Porto war der 1. Yachthafen den ich in meinem Leben besucht hab, fantastische Leute aus diversen Ländern kennengelernt 🙂 – hach, ich bekomm Fernweh 😀