Nach drei Monaten vor Anker vor Culatra konnte ich es kaum erwarten, wieder Segel zu setzen. Während der Zeit des Lockdowns hatte ich mich so sehr ans Alleinsein gewöhnt, dass ich mich nach der Woche voller sozialer Interaktion mit neuen und alten Freunden tatsächlich auf ein wenig Ruhe freute.
Also lichtete ich den Anker und setzte Segel Richtung Osten. Ich musste mich tatsächlich erst mal wieder an den Seegang gewöhnen, aber zum Glück war es ein kurzer Törn von ca. 5 Stunden. Der nächste Ankerplatz östlich von Culatra, den ich mit ahoras Tiefgang anlaufen konnte, war „Quatro Aguas“ in der Nähe des Städtchens Tavira.
Der Ankerplatz ist leider ziemlich voll mit Muringbojen, aber ich fand ein freies Stück Wasser etwas weiter hinten im Feld. Allerdings stellte sich später heraus, dass ich nur knapp neben einer halb versunkenen Boje geankert hatte, die aber nur bei Ebbe kaum unter der Wasseroberfläche zu sehen war. Gut, dass sich meine Kette da nicht verhakt hat.
Mit meinem Fahrrad waren es nur 10 Minuten bis zum Stadtzentrum, und ich fand schnell ein Café, das ich für die nächsten Tage zu meinem Büro auserkor. Es war so schön, nach drei Monaten Corona-Pause endlich wieder in einem Café arbeiten zu können.
Ich genoss die Tage am Ankerplatz und im Café und nutzte auch die Zeit und das gute Wetter, um mich ein wenig um ahora zu kümmern. Zwei neue Schichten D2-Deksolje auf den Holzteilen waren dringend nötig nach fast einem Jahr unterwegs. Nun erstrahlt die alte Dame wieder in neuem, alten Glanz.
Nach ein paar Tagen warfen meine Freunde Riley, Elayna, André und Lenny von Sailing La Vagabonde neben mir den Anker. Gemeinsam unternahmen wir Ausflüge im Dinghy zum Abendessen in der Stadt und zu einem „Ankerfriedhof“. Dort liegen hunderte Anker in den Dünen, die früher genutzt wurden, um riesige Thunfischnetze vor der Küste an Ort und Stelle zu halten.
Am Pfingstmontag nahm ich mein Klapprad und machte eine kleine Fahrradtour nach Fuseta, wo ich meine französische Freundin Wanie und ihren Sohn Kalim traf.
Ich half den beiden, ihr Boot nach Tavira zu segeln. Wanie hat ihr 9-Meter Boot nach Plänen ihres Vaters selbst gebaut aus Sperrholz und Epoxy und lebt nun gemeinsam mit ihrem Sohn an Bord.
Es hat echt Spaß gemacht, mal ein anderes Boot zu segeln, und ich war von den Segeleigenschaften des Leichtbaus mit den asymetrischen Schwertern schwer beeindruckt. Fast wie Jollensegeln…
Am nächsten Tag bunkerte ich Wasser beim Segelclub und bereitete das Boot für die nächste Etappe vor: weiter ostwärts zur spanischen Grenze in die Mündung des Rio Guadiana.
All is well!
Jan