Am Freitag ging es weiter Richtung Westen. Als nächstes Etappenziel hatten wir uns Calais vorgenommen. Für die 72 Seemeilen konnten wir uns dicht an der Küste halten und so die belgische Hochhausarchitektur und den französischen Industriehafen Dunkerque samt benachbartem AKW aus nächster Nähe bewundern.
Die Marina von Calais ist tidenabhängig und die Brücke macht nur 6 mal pro Tide auf: zweimal jeweils eine Stunde vor Hochwasser und dreimal jeweils eine Stunde nach Hochwasser. Das Hochwasser in Calais war für 1756 berechnet, sodass wir spätestens zur Öffnung der letzten Brücke um 2056 da sein mussten, um nicht die Nacht an einer Warteboje verbringen zu müssen.
Zu Beginn der Strecke probierten wir Motor zu segeln, doch die leichte Brise wich schnell einer kompletten Flaute. Interessant, wie die Nordsee platt wie einen Pfannekuchen vor uns lag. Kein Vergleich zur rauen Seite, die wir vor den ostfriesischen Inseln kennen gelernt haben.
Wir nutzten die Gelegenheit für eine kleine Badepause, und ich konnte mit Toms GoPro ein paar schöne Bilder vom Boot machen.
Wieder an Bord setzten wir die Fahrt nach Westen fort.
Kurz nachdem wir die französische Grenze erreicht hatten, frischte der Wind auf und wir konnten die zweite Hälfte der Strecke mit halbem Wind und 6 Knoten durchs Wasser zurücklegen. Die See war trotzdem ruhig und wir schoben kaum Lage, sodass ich die Gelegenheit nutzte, uns ein leckeres Curry mit Linsen und Süßkartoffeln zu kochen.
Kurz vor dem Hafen von Calais schlief der Wind ein und der Strom setzte gegen uns, sodass wir die Maschine wieder starteten und die letzte Stunde unter Motor fuhren.
Vor der Einfahrt mussten wir ca. 20 Minuten warten, da mehrere Fähren aus- und einliefen. Erst danach bekamen wir von “Calais Port Control” per Funk die Einfahrerlaubnis. Gerade rechtzeitig zur Brückenöffnung um 1956. So lagen wir um 2000 fest am Gaststeiger. Unser erster französischer Hafen!
Nach einem Abendbrot und einem kleinen Spaziergang durch die Stadt (meiner Meinung nach gibt es deutlich schönere französische Städtchen) fielen wir müde in die Kojen. Am nächsten Tag wollten wir noch einmal Strecke machen.
All is well.
Jan