Rotterdam – Zeebrugge

Für Mittwoch hatten wir uns ein ganz schönes Stück vorgenommen: Von Rotterdam bis nach Zeebrugge sind es fast 75 Seemeilen. Doch der Wetterbericht war gut (kaum Wind, aber immerhin kein Wind aus der falschen Richtung), und die Tide sollte uns zumindest aus der Maasmüdung herausdrücken, dann für knapp 6 Stunden gegen uns sein und dann wieder mit uns vor der Einfahrt nach Zeebrugge.

Ich rechnete konservativ mit einem Schnitt von 5 Knoten, sodass wir bei einem Start um 10 Uhr in Rotterdam spätestens gegen Mitternacht in Zeebrugge hätten ankommen sollen. Vor zehn Uhr konnten wir nämlich nicht losfahren, da die Erasmusbrug zwischen 0700 und 1000 wegen Berufsverkehr geschlossen bleibt.

Los geht’s: Die letzte Brücke vor der Nordsee wird passiert

Nach der Durchfahrt durch die spektakuläre Hängebrücke ging es mit dem Strom in Richtung der ca. 20 Seemeilen entfernen Maasmündung. Rotterdam ist mit dem Europort an der Mündung einer der größten Häfen Europas, und entsprechend viel Verkehr erwartete uns. Doch dank rechtzeitiger Anmeldung per Funk und Abhören der entsprechenden Traffic-Kanäle lief die Ausfahrt und das Kreuzen der Fahrrinne problemlos.

Wegen des Stroms erreichten wir Geschwindigkeiten von über 8 Knoten und ließen die Mündung bereits nach ca. 2,5 Stunden hinter uns.

Wir hatten schwachen Wind gegenan, sodass wir die Segel setzen konnten um die Motordrehzahl etwas zu reduzieren. Nur segeln war leider keine Option, dann wären wir deutlich zu langsam gewesen.

Die Fahrt entlang der Küste war nett, aber wenig spektakulär. Interessiert lasen wir die Wikipedia-Artikel zu den Delta-Werken, ein wirklich faszinierendes Beispiel für die Wasserbau-Ingenieurskunst der Holländer.

Schon bei der Ausfahrt aus der Maas passierten wir ein gewaltiges Schwenktor, mit dem bei Sturmflut die komplette Flussmündung geschlossen werden kann

Wir freuten uns über die Reste der Rijstafel, die uns ein wunderbares Mittags- und Abendessen bescherte. Ich glaube, ich habe an Bord noch nie so vielseitig gegessen, mit acht verschiedenen Soßen, Nudeln, Reis und Krabbenchips.

Rijstafel, die zweite. Und ganz ohne Seekrankheit! 🙂
Neues Land, neue Gastflagge.
Unterwegs konnte ich sogar ein wenig am Blog arbeiten

Nachdem wir die Fahrrinne vor Vlissingen gekreuzt hatten, drehte der Wind zu sehr nach nordwärts, sodass wir die Segel einholen mussten. Nach einem wunderbaren Sonnenuntergang kreuzten wir im letzten Licht des Tages die Fahrrinne Richtung Antwerpen. Hier ist extrem viel Verkehr, aber zum Glück konnten wir, dank Planung mittels AIS, zwischen einem Tanker und einem Containerschiff hindurchschlüpfen.

Als wir vor der Hafeneinfahrt ankamen, war es bereits komplett dunkel und ich meldete unsere Einfahrt per Funk an. Wir bekamen das OK einzufahren, sobald die roten Signalleuchten auf Grün geschaltet seien. Zum Glück hatten wir das Tablet mit dem Navionics-Plotter, sonst hätten wir die Einfahrt vor lauter verwirrenden Lichtern nicht gefunden.

Die nächtliche Einfahrt nach Zeebrugge war alles andere als einfach

Der Industriehafen war deutlich komplizierter als wir erwartet hatten und im Dunkeln kaum zu überschauen. Viele kleine Boote kreuzten unseren Kurs, Fähren legten ab, und in der Mitte des Hafenbeckens war ein Saugbagger unterwegs. Eine echt anspruchsvolle Einfahrt, aber auch sehr spannend.

Um 2220 machten wir fest im Royal Belgian Sailing Club, der sich in einem der hinteren Becken des Industriehafens befand. Der erfolgreiche Schlag wollte gefeiert werden mit einem belgischen Bier in der Hafenkneipe.

Prost und Willkommen in Belgien!

Am nächsten Tag war wieder Westwind angesagt, sodass wir uns entschlossen, einen Ruhetag einzulegen und ein wenig den Strand zu genießen. Auch wenn die belgische Küste hier (wie leider auch fast überall sonst) mit extrem hässlichen Hochhäusern verschandelt war: Der Strand war schön und das Bad in der Nordsee tat gut.

Fahrradtour nach Knokke
Schöner Strand…
…mit hässlichen Hochhäusern.

Am Nachmittag machten wir Großputz an Bord, putzten Klo, Bad, Pantry und Salon, sodass es an Bord wieder ein wenig wohnlicher wurde.

All is well (and clean)

Jan

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2 comments
Sylvie says 12. September 2019

Hello Dear Jan
Je viens de regarder ta page et j’ai vu ton frère en photo, c’est bien de faire cela Dommage qu’on ne puisse traduire car je suis nulle en Allemand et comme tu vas faire beaucoup de rencontres durant ton périple ce serait bien pour tous de te suivre : photos des endroits où tu passeras et lire tes commentaires Comment tu vas, météo et l’etat de la mer, si tu as des coéquipiers pour descendre vers l’Espagne et puis l’Afrique ….
Amicales pensées

Reply
    Jan says 12. September 2019

    Merci Sylvie 🙂 C’est envisagé de au moins traduire les textes en Anglais un jour, mais pour l’instant déjà l’Allemand prend plus de temps que prevu. Mais les photos te montreraient mon progrès. J’envisage de partir vers l’Espagne debut de la semaine prochaine.
    A bientot pour un autre café au Dédale un des jours qui viennent?
    Jan

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